Streller, Elisabeth
Am 17. Oktober 1879 in Reichenbach bei Behringen geboren, gestorben am 14. Januar 1939 in Eisenach.
Sie konnte keinen Beruf erlernen, war aber trotzdem zuerst in Hildburghausen, später in Eisenach tätig. Mit der Pfingstrunst 1912 trat sie dem Rennsteigverein bei und wurde bald eines seiner aktivsten Mitglieder. Sie war Wanderer und Forscherin in einer Person, unermüdlich, ja schier unverwüstlich. Kein Wetter war ihr zu schlecht, kein Weg zu weit, keine Aufgabe zu schwer. Fast drei Jahrzehnte hindurch galt ihre vorbildliche Arbeit dem Rennsteigverein und der Erforschung der Rennsteige des deutschen Sprachgebietes. Von Ihr kann man wirklich sagen, dass sie ohne den Rennsteig nicht zu leben vermochte, dass sie immer wieder zu ihm zurückkehren und auf ihm wandern musste. Ein schweres Schicksal hatte ihr Wesen äußerlich hart und derb gemacht, umso weicher war ihr Herz, um so gütiger war ihr Gemüt.
Sie war eine von jenen selbständigen Frauen, für die der Kampf Lebenselement war. Ihre Tätigkeit im Rennsteigverein betraf u.a. die Mitarbeit bei der Herausgabe des Führer 1 und 2, bei der Bezeichnung des Sallmannshäuser Rennsteiges und später dessen Betreuung, die maßgebliche Beteiligung an der Erwanderung des Thüringen-Rhein-Höhenweges und des Germanischen Rennweges. Wo immer wir wandern, wo immer wir im Schrifttum und in den Akten des Rennsteigvereins blättern, überall können wir der segensreichen Arbeit der Altrennerin begegnen, auch als Mitbegründerin der Ski-Runst ebenso sicher wie auf Schusters Rappen.
Das goldene Ski-Ehrenschildchen schmückte neben anderen zahlreichen Auszeichnungen ihre Brust. Sie war wie die Waldfrau Luise Gerbing ihrer Gesinnung und ihrem Wesen nach eine Königin des Rennsteiges. Elisabeth Strellers umfangreichstes Werk war die große Rennsteig-Grenzstein-Inventur, die sie 1934 vorlegte: ein Verzeichnis über 1315 Steine (Zahl ist in dieser Höhe nicht korrekt, Anmerk. des Autors) mit genauen Angaben zu Standort, Kompassrichtung, Wappen, Inschrift, Nummer und Verfassung jedes Steines.
Die damals dem Rennsteigverein übergebenen Unterlagen sind verloren gegangen und konnten bis heute nicht mehr aufgefunden werden.
Die Vorwanderung über den Germanischen Rennweg im August 1938, die sie führte, war ihre letzte Wanderfahrt. Sie starb am 14. Januar 1939 in Eisenach. An einem Stein des Glöcknerehrenmales ist ihr Name zur ewigen Erinnerung eingemeisselt. Die Einweihung des Gedenksteines erfolgte am letzten Tag der Pfingstrunst am 17. Mai 1940.
Verewigt am Glöckner-Ehrenmal
immer im Dienste des Rennsteigvereins
1935, E.Streller ganz rechts hinten
1935, 2. von links, mit Hut
1935
1935
1935
1935, Anmerkung: Die Runstfotos stammen aus dem Archiv des Rennsteigvereins und wurden von mir anhand der Photoplatten digitalisiert
einzige, noch vorhandene (bisher "gefunden" und archiviert im Rennsteigmuseum Neustadt am Rennsteig) Aufzeichnungen von Elisabeth Streller ihrer Erfassung der Grenzsteine am Rennsteig, hier vom Schönwappenweg, Dreiherrenstein am Kießlich bis Kurfürstenstein (Fotos: Manfred Kastner)