Rückschau auf 30 Jahre Rennsteigrunsten und weitere Höhepunkte mit dem Rennsteigverein 1896 e.V.
Willi Lehmann, Ortsgruppe Suhl, mit Bildern von Ulrich Rüger)
Das Jahr 2021 ist ein besonderes Jubiläumsjahr für den RV 1896 und sollte uns Anlass für eine persönliche Rückschau und für neue Zielstellungen sein.
Weidmannsheil 1896
Am 24. Mai können wir auf schon 125 Jahre Vereinsgeschichte zurückblicken. Vor 30 Jahren wurde durch die Wiedervereinigung unseres Landes erstmals nach dem 2. Weltkrieg ab 1990 die wieder eine durchgängige Erwanderung des kompletten Rennsteigs von Blankenstein nach Hörschel oder umgekehrt von Hörschel nach Blankenstein möglich.
Vor der Grenzöffnung - Hohe Tanne mit Brennersgrün und dem Wetzstein - Hoffnung und Ratlosigkeit am Dreiherrenstein
Es ist soweit: am 01.11.1989 wird der Grenzzaun erstmalig geöffnet
Am 28.04.1990, der Rennsteig wurde wieder "frei" wanderbar
Kurt Enzi aus Zapfendorf war auch dabei
Rennsteig am 28.04.1990 beim"Jagdhaus"
Die Wiedervereinigung war, wie für uns Alle, auch für den RV 1896 ein Glücksfall. Viele alte Ortsgruppen gründeten sich wieder, andere OG, gründeten sich neu und schlossen sich überwiegend dem Hauptverein in Zapfendorf an, der während der DDR-Zeit in Franken den Rennsteigverein am Leben hielt. Weiter bildeten sich, meist im Ergebnis erfolgreicher Runsten, aktive Rennergruppen des RV so in Bebra, in Watzum und in Berlin. In Neustadt gründete sich der eigenständig wirkende Thüringer Rennsteigverein. Grundlagen für das Vereinsleben bildete die Verabschiedung einer neuen Satzung und einer Runstordnung .
An der Spitze des Vereins steht, wohl einmalig im Deutschen Wanderverband, DWV, nunmehr schon über 30 Jahre unser Fürsteher Kurt Enzi. Das gebührt besonderen Dank und Anerkennung für Kurt und seine Frau Christine! Viele Initiativen gingen vom Rennsteigverein aus. So u.a. auch die Gründung des Thüringer Wanderverbandes als Dachverband der Thüringer Wandervereine.
Besondere Wandererlebnisse brachten neben vielen gelungenen Rennertreffen und Runsten, u.a. die nachhaltig in Erinnerung gebliebene, 100 Jahrfeier unseres Vereins, 1996 in Steinbach am Wald, die vom Thüringer Rennsteigverein organisierte 100 Jahrfeier zur Setzung des Dreistromsteins bei Friedrichshöhe 2006, die Deutschen Wandertage in Thüringen 2000 in Schmalkalden und 2017 in Eisenach, sowie die Thüringer Wandertage. Immer war und ist unser RV bemüht, mit allen Vereinen und Organisationen, die sich für den Erhalt des Rennsteigs als historisch gewachsenen Wanderweg stark machten und machen, freundschaftlich und konstruktiv zusammenzuarbeiten. Gemeinsame Rennsteigkontrollen- Inventuren nach einem vom Rennsteigexperten Ulrich Rüger erstellten Programm, führten zu einem engen Zusammenwirken mit dem Thüringer Rennsteigverein.
Mitglieder des Thüringer Rennsteigvereins Neustadt am Rennsteig, bei der 100-Jahrfeier am Dreistromstein
Die Ortsgruppe Ernstthal des Rennsteigvereins 1896 e.V. zur Dreistromsteinfeier
Heute gibt es dadurch schon mehrere Mitgliedschaften in beiden Vereinen. Als besonderen Erfolg sehe ich, dass Ulrich Rüger inzwischen in meiner Nachfolge als unser neuer Hauptwegewart fungiert. Notwendige Maßnahmen in Auswertung der Rennsteigkontrollen führten zur inzwischen anerkannten Mitgliedschaft unseres RV im Regionalverbund Thüringer Wald.
Der Rennsteig, ab 1990 nun wieder durchgängig erwanderbar, in der Literatur mit einer Länge von 168,3 km (169,3 km) angegeben und als alter Kampfpfad gepriesen, wurde wieder ungeheuer attraktiv.
Die vom Verein angebotenen, geführten Runsten, gemäß den von Julius Kober in seinem Büchlein: „Die zauberhafte Rennsteigfahrt“ so eindrucksvoll, beschriebenen Traditionen, wurden so zu einem viel gefragten, erstrebenswerten Anziehungspunkt. Unzählige Wanderfreunde aus ganz Deutschland und darüber hinaus realisierten inzwischenihren Wunsch, den Rennsteig im Ganzen, unter Führung sachkundiger Wanderführer, zu erwandern und zum Schluss als Altrenner mit dem ältesten Wanderabzeichen, dem Ehrenschild und der originellen, mit einem Siegel versehenen in althochdeutsch geschriebenen Ehrenurkunde, geehrt zu werden. Stolz, bei diesem Wandererlebnis dabei gewesen zu sein und zum Erfolg beigetragen zu haben, berichteten viele Wanderfreunde begeistert von diesem besonderen, anspruchsvollen Erlebnis, machten Werbung für den Rennsteigverein, begeisterten damit oft neue Interessenten und meldeten sich selbst oft erneut als Teilnehmer zu einer Runst.
Die Aussage von J. Kober, dass der Rennsteig durch seinen besonderen Reiz und dem gehabten Runsterlebnis einen besonderen Bann ausstrahlt, wurde inzwischen tausendfach bestätigt. Viele neue Mitglieder wurden so für den Rennsteigverein gewonnen und für den Rennsteig im Thüringer- und Frankenland begeistert. Der Rennsteigverein wurde durch seine geführten Runsten so zu einem lebendigen Beispiel für das Zusammenwachsen von Ost und West. Was auch dadurch dokumentiert wird, dass unser RV länderübergreifend in Bayern und Thüringen aktiv ist und mit Peter Tremel, den Landeswegewart von Bayern und mit Lutz Hähner, den Landeswanderwart von Thüringen, zwei anerkannte und erfolgreiche Funktionäre stellte und stellt.
Viele neue, schon lange andauernde Freundschaften sind entstanden und werden gepflegt. Neben den Rennsteigrunsten wurde die Rheinrunst wiederbelebt, andere Rennsteige und Rennwege wieder bewandert und neu die Domstiegrunst initiiert. Hier erwarb sich insbesondere, Winfried Rühl, als Organisator und Förderer seiner Nachfolger, wie Lutz und Suanne Hähner und Asta und Frank Donath, bleibende Verdienste. Inzwischen kann der RV 1896 auf schon fast 150 geführte, registrierte Rennsteigrunsten, entsprechend der Runstordnung, in 6 oder bei der Quadratrennerrunst in 5 Tagen, zurückschauen.
Darüber hinaus gab es auch einige gern angenommene Runsten und erlebnisreiche R- Wanderungen mit kürzeren Etappen und manchmal kleinen, empfehlenswerten Abstechern rechts und links von Rennsteig und einer Dauer von 8, 9 oder noch mehr Tagen.
Diese R-Wanderungen konnten, wie noch vor dem 2. Weltkrieg möglich, wegen der neuen Runstordnung, nicht mehr als offizille Runsten anerkannt werden und wurden somit nicht registriert und mit keiner Urkunde bestätigt. Dies stieß bei einigen Wanderfreunden auf Unverständnis und Missstimmung und sollte meiner Meinung nach im Interesse unseres Wandervereins bald korrigiert werden.
Viele engagierte Wanderfreunde aus den Ortsgruppen unterstützten und unterstützen ihre OG und die Hauptwanderwarte des Hauptvereins mit ihrer Bereitschaft, als Wanderführer zu fungieren. Dank und Anerkennung gilt allen bisherigen Hauptwanderwarten, den engagierten Vorständen in den Ortsgruppen und den vielen Wanderführern und Rennerinnen und Rennern, die sich für die Runstorganisation und das Gelingen der Runsten wiederholt aktiv einbrachten.
Dank gilt, so bei den Hauptwanderwarten, an Roland Messerschmidt (verst.), Winfried Rühl und seiner Rosi, Asta und Frank Donath und nun an Susanne und Lutz Hähner. Fast allen gilt Lob und Anerkennung, besonders die Vorstände und Wanderwarte und Wanderführer der OG Suhl, Hainich- Rennstieg, Hörschel- Eisenach, Zapfendorf, Ruhla, Waltershausen, Steinbach am Wald, Staedtfeld und Neuenhof zeigten sich besonders aktiv.
Als Wanderführer sind viele Namen lobend zu nennen. Unser Siegelwart, Winfried Rühl, der auch lange als 1. Stellvertreter des Fürstehers, Hauptwanderwart und Rheinrennewart fungierte, hateine beeindruckende Dokumentation über die bisher durchgeführten Runsten erstellt und könnte in seiner Übersicht sicher in einer langen Liste alle Namen nennen. Ganz oben in der Liste der aktivsten Wanderführer müsste er sich bei über 30 Runsten gemeinsam mit seiner unverdrossenen Unterstützerin und Frau, Rosi, wohl selber nennen, gefolgt von vielen Wanderfreunden aus allen OG unseres Vereins.
Bei mir im Gedächtnis geblieben, bei mehreren Anlässen als Wanderführer agiert zu haben, sind neben Rühls, Eberhard Hering, Werner Seibt, Wolfgang Reinhardt, Lutz Hähner, Frank Donath, Detlef Füchsel, Arno Marsch, Thomas Rietzscher, Margita und Gerd Betzold, Willi Weiß, Lothar Ost, Michael Jahn, Heinz Ott, Annemarie und Peter Tremel, Horst Frank, Wolfgang Schleicher, Günter Rudloff, Ulrich Göbel, Hans Joachim Voigtländer, Jürgen Erdmann, Ulrich Böckel, viele Andere und ich selbst. Seit 1975, motiviert durch J. Kober: Die Rennsteigfahrt, erst mit meiner Erika allein und dann mit Wandergruppen von Eisenach, Möhra und Wilhelmstal aus bis Neuhaus unterwegs und mit Übernachtungen in den Rennsteigwanderhütten, waren wir schon zu DDR-Zeiten zu echten R.-Fans geworden und hatten uns über die Grenzsteinforschung die Geschichte der Thüringer Fürstentümer erschlossen.
Der Rennsteig in den 70-er Jahren des 20. Jahrhunderts
Ende 1990 wurden wir Mitglied im Hauptverein des RV und waren dann 1991 bei einer der 1. Runst nach der Wiedervereinigung mit Wanderführer Klaus Völker dabei. Da ich mich, im ehemaligem DDR – Gebiet gut auskannte, und vieles zu berichten wusste, übergab mir Klaus dann ab Neuhaus bis Hörschel die Wanderführung. Danach folgten viele weitere erlebnisreiche Runstführungen. Mit vielen Teilnehmern aus allen Runsten stehen wir heute noch im freundschaftlichen Kontakt. Die Runstgruppe von 1994 verstand sich so gut, dass es im Nachhinein in regelmäßigen Abständen über 25 Jahre lang gern besuchte Treffen in den Heimatorten der Teilnehmer gab. Berufsbedingt gab es dann bis zum Jahr 2000 eine Pause und ein Wechsel vom Hauptverein in die OG Suhl.
Inzwischen habe ich in 30 Jahren als AR Druse 18 Mal eine anerkannte und 2 nicht anerkannte Runsten geführt. 11 Mal war meine Frau Erika, AR Frau von Stein, dabei und hielt und hält mir den Rücken frei. Dafür, ein großes Danke!
Danke auch an all die anderen Erikas, Cristines, Rosis, Margitas, Susannes, Astas, Ursulas, Brigittes , Marias, Sabines, Manjas, Beates, Utes, Sylvias, Annemaries, Annes, Anjas, , Giselas, Heidis, Inges, Ingrids, Inas, Marlenes, Mariannes, Pias und alle Nichtgenanten, die teilweise selbst im Verein an der Spitze stehen, ihre Männer unterstützen und bei den Runsten als fleißige Blumenfrauen, Wetterbeauftrage, Berichtschreiber, Fotodokumentaristinnen, Marketenderin und in anderen Funktionen ihren Beitrag leisteten und leisten. Ohne unsere Frauen geht einfach gar nichts!
Ein "Jungrenner" wird nach altem Brauch zum "Altrenner" geschlagen
Bei allen Runsten gelang es, die teilnehmenden Jung- und Altrenner für ein bleibendes Gruppenerlebnis so einzubinden, dass zum Schluss Jeder mit einem Erfolgserlebnis nach Hause fuhr und für sich beschloss, trotz aller Anstrengungen, da bin ich noch mal dabei!
Unser Kranz für den Wanderführer
So habe ich bei Ankündigung einer neuen Runstführung für das nächste Jahr meist keine Probleme die entsprechenden Mitstreiter und Renner zu gewinnen. Meine Teilnehmerliste für die Herbstrunst 2021 war somit schon Anfang Dezember 2020 voll ausgebucht.
Da das Durchschnittsalter unserer Wanderfreunde inzwischen mächtig angestiegen ist und wohl so um die 70 liegen wird, zollt das Alter nun doch seinen Tribut und mahnt zur Vernunft.
Einige Rennerinnen und Renner, im Alter zwischen 70 und 80 vermeldeten: „Ich wäre ja auch gerne noch mal bei einer Runst dabei, aber die Etappen mit zweimal über 30 km in den 6 Tagen sind mir, mit Rücksicht auf meine Gesundheit, einfach zu lang!“ Tagesetappen mit 20 km, das wäre noch machbar und ließe auch zu, öfter mal oder länger eine Pause zu machen und Zeit zu haben, auch mal in der Nähe liegende Sehenswürdigkeiten rechts und links vom Rennsteig, wie Wetzstein, Kleiner Dreiherrenstein, Schneekopf, Spitterfall, Bergsee, Beerberghöhle u.a. ohne in Zeitdruck zu kommen, aufzusuchen.
Wir leben gegenwärtig in einer Zeit, wo für Gesundheitswanderungen und Waldbaden geworben wird. Wir sollten Anregungen, die hierbei für unser Wohlbefinden gegeben werden und zur Erhöhung der Attraktivität unserer Runsten beitragen können, aufgreifen und mit Rücksicht auf das hohe Durchschnittsalter unserer Wanderfreunde, zukünftig auch vom RV organisierte Runsten mit einer Dauer bis zu 9 Tagen, als offizielle, zu dokumentierende Runsten anerkennen. Ich beantrage bei der Vorstandsschaft hierzu zur Jahreshauptversammlung 2021 einen entsprechenden Beschluss zu fassen und die Runstordnung zu erweitern.
Gleichzeitig beantrage ich, mir für Anfang Juni 2022, anlässlich meines 80. Geburtstages die Führung einer offiziellen Runst von Blankenstein nach Hörschel an 8 Wandertagen mit 8 Etappen zu übertragen. Zu den Etappen und möglichen Übernachtungsorten gibt es bereits konkrete Vorstellungen. Wegen der großen Zustimmung zu diesem Vorhaben gibt es bereits eine voll ausgelaste Teilnehmerübersicht.
Gut Runst!
Willi Lehmann, AR Druse, OG Suhl
Ilmenau im Februar 2021