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05. April

Rennsteig soll zum Sehnsuchtsort für Mountainbiker werden

So steht es auf Seite 3 des Freien Wortes. Ein gewisser Andreas Albrecht aus Gotha, bekannt für seine Mountainbike-Touren-Führer der Alpenregion, holt zum Rundumschlag in Thüringen aus.

Der Thüringer Wald gehört allen. Keiner hat Vorrechte.

Das sind seine Worte, wenn es um die Nutzung der Wanderwege, hier speziell des Rennsteiges, für Mountainbiker geht. Gut das ist korrekt. Natürlich gehört der Thüringer Wald Allen und das ist auch gut so. Liest man aber den Artikel im Freien Wort, könnte man annehmen, dass mit "Allen" offensichtlich die ganze Heerschaar der Mountainbiker gemeint ist, die sobald es die Witterung oben auf dem Thüringer Wald zulässt, ohne Wahrnehmung der Natur und der Wanderer, einfällt. Gewiss gibt es darunter auch verständnisvolle Zeitgenossen, die das "Fossil" Wanderer akzeptieren. Ich persönlich kenne aber auch viele Mountainbiker, die das nicht tun, ja die haben noch nicht einmal eine Klingel am Rad!

Grundsätzlich ist die Idee, den Thüringer Wald auch anderen Sportarten zu erschliessen, lobenswert. Dabei müssen aber speziell für den Rennsteig einige grundsätzliche Fixpunkte beachtet werden:

  • Der gesamte Wegeverlauf steht unter Denkmalschutz
  • Der Rennsteig ist ein Fernwanderweg
  • Weite Teile des Rennsteiges gehören zum Naturpark Thüringer Wald
  • der mittlere Teil des Rennsteiges liegt im Biosphärenreservat Vessertal
  • Beachtung der Festlegungen in der Waldgesetzgebung
  • Regelmäßige Konrtolle der Einhaltung umgesetzter Nutzungskonzepte für Mountainbiker (durch Ranger)
  • Einbeziehung der Wandervereine bei der Erstellung der Konzeptionen
  • Es besteht bereits ein neu angelegter "Radweg Rennsteig", der im Rahmen des Rennsteigprojektes ausgebaut wurde

Ich hoffe nur, dass durch den Artikel in der Tagespresse nicht wieder die "alten Wunden" zwischen Befürwortern und Gegnern aufgerissen werden. Das aber kann nur verhindert werden, wenn alle Beteiligten mit offenen Karten spielen - und das ist, so habe ich den aktuellen Eindruck, nicht der Fall.

Zum Schluss ein Beitrag aus dem Jahre 1898. Schon damals befasste man sich mit der aussterbenden Gattung "Wanderer". Aktueller kann es nicht sein:

 

Der letzte Fußwanderer (H. Schilling, Wurzen)

Aus: Der Grenzbote. Zeitschrift für Politik, Literatur und Kunst. Verlag Grunow. 57.Jg.Leipzig 1898.

Bemerkung:

Aufgrund der Parallelen zur aktuellen Konfliktsituation Mountainbiker/ Wanderer am Rennsteig, eine sicherlich amüsante Satire aus der Zeit der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert. (Rechtschreibung wurde stellenweise angepasst)

Im Jahre 1950 hatte der Fahrradsport eine Verbreitung erlangt, von der man sich am Ende des neunzehnten Jahrhunderts noch keine Vorstellung gemacht hatte, obgleich schon damals die Erwartungen hochgespannt gewesen waren. Dazu hatten unter anderen mehrere epochemachende Erfindungen beigetragen.

 Nachdem der Kettenantrieb, dessen Nachteile sich mehr und mehr bemerkbar gemacht hatten, schon längst durch den Zahnradantrieb ersetzt worden war, er-fand ein Schneider in Kötzschenbroda das elektrische Rad, das unter dem Namen „Patent- Universal- Zentral- Normal- Idealrad- Elektric“ oder kürzer nach den Anfangsbuchstaben „Punznie“ schnell Verbreitung fand und seinen Erfinder ungeheure Reichtümer einbrachte; hinterließ dieser doch bei seinem Tode außer einem riesigen Barvermögen fünf Schlösser am Starnberger See und ausgedehnten Grundbesitz in Ungarn und Südrußland. Bei diesem Rade werden durch die Umdrehungen der Pedalkurbeln stehende elektrische Schwingungen (die schon früher bekannten Hertzschen Wellen) erzeugt und wirken unmittelbar an der Welle des Triebrades, wodurch man den Vorteil erzielt, daß jede Reibung wegfällt und die Übersetzung bis auf 225 gesteigert werden kann, was einer Geschwindigkeit von 48,17 Meter in der Sekunde entspricht.

Übrigens wurde durch ein Reichsgesetz wegen der mit einer solchen Geschwindigkeit verbundenen Gefahr für den Straßenverkehr eine Übersetzung von 112,5 als Maximalgrenze vorgeschrieben. Ein weiterer sehr bedeutender technischer Fortschritt war die Unzerstörbare Hyperideal- Transcendental- Pneumatik Adamas, „Uthpa“, die Erfindung eines jungen Technikers Namens Jahnert, der dadurch in 3 Wochen zum Millionär wurde. Zur Bekleidung der Radreifen verwandte dieser eine aus Steinkohlenteer dargestellte Verbindung, die die vierfache Härte des Diamants hatte und das bis dahin gebräuchliche Kautschuk an Elastizität und Biegsamkeit 3,4 mal übertraf, dabei vollständig undurchlässig war, eine Beschädigung durch Nägel, spitze Steine u. dergl. unmöglich machte und niemals einer Reparatur bedurfte. Zur Füllung wurde flüssiges Helium verwendet, das man damals in jedem Materialwarenladen billig erhalten konnte. Endlich darf nicht unerwähnt bleiben, daß es gelungen war, ein durchaus stabiles Rad herzustellen, das ein Gewicht von nur 0,5 bis 3 Kilogramm hatte, und dessen Schwerpunkt unter der Unterstützungsfläche lag, so daß es sich nach Art der bekannten Stehaufchen von selbst wieder aufrichtete, wenn es umgeworfen wurde. Auf diese Weise war es selbst kleinen Kindern und ganz alten Leuten möglich, sich ohne Gefahr und ohne nennenswerte Anstrengung dem Genuß des Radfahrens hinzugeben. So kann es denn niemand wunder nehmen, daß um das Jahr 1950 das Radeln allgemein eingeführt war, namentlich seitdem die gesamte Produktion auf genossenschaftlichem Wege durch den Staat betrieben und jedem über drei Jahre alten Reichsangehörigen ein seinen vernunftsgemäßen Bedürfnissen entsprechendes Rad gebühren- und taxfrei überwiesen wurde.

 Daß unter solchen Umständen das Fußwandern mehr und mehr außer Gebrauch kam, ist natürlich. Alle, die von Berufs wegen kleinere oder größere Strecken zurückzulegen hatten, von den Schulkindern bis zu den Landbriefträgern, Fleischern und Hausierern, bedienten sich des Rades, und endlich benutzten selbst die Botenweiber in Gebirgsgegenden ausschließlich Räder, die zur Überwindung starker Steigungen besonders konstruiert und mit patentierten Gestell für den Tragkorb versehen waren.

Verhältnismäßig lange erhielt sich die Gewohnheit des Fußwanderns bei den Gebirgsreisenden und Alpenfexen, doch verschwand sie auch hier allmählich, nachdem alle irgendwie hervorragenden Berggipfel in Europa und Zentralasien durch elektrische Zahnrad- und Drahtseilbahnen bequem zugänglich gemacht worden waren.

 Um diese Zeit erregte ein älterer Mann, der nach seiner Aussage niemals ein Rad benutzt hatte und das Fußwandern gewerbsmäßig betrieb, großes Aufsehen. Er hatte ganz Europa und Asien wiederholt durchwandert und führte auf seinen Reisen ein Tagebuch, worin er sich die durchlaufenen Strecken von den Gemeindebehörden amtlich beglaubigen ließ. Seinen Unterhalt erwarb er sich durch geographische Vorträge, die große Zufahrt fanden; das große Publikum wollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, eine solche Merkwürdigkeit kennen zu lernen, während für die gebildeten Kreise das Pathologische dieses Falles von besonderem Interesse war. Die bedeutendsten Autoritäten auf den Gebieten der Medizin und der Anthropologie unterwarfen ihn eingehenden Untersuchungen. Geh. Rat Professor Parchow demonstrierte ihn der anthropologischen Gesellschaft in Berlin und bemerkte bei dieser Gelegenheit unter anderem folgendes:

 „Sie sehen in Herrn Klutenpedder einen kräftig gebauten Mann von 58 Jahren und mittlerer Größe. Knochen und Muskulatur sind gut entwickelt, insbesondere sind diejenigen Muskeln, die beim Radeln vorzugsweise in Aktion treten, keineswegs, wie man erwarten sollte, rudimentär. Die Sinnesorgane sind normal entwickelt, das Sensorium ist durchaus frei, auch die Untersuchung von Gehirn und Rückenmark hat nichts Abnormes ergeben, während die Intelligenz sogar zweifellos über dem Durchschnitt steht. Der Schädel ist mesodolichozephal und orthognath, und es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß Herr Klutenpedder dem nordgermanischen Stamm angehört. Um so wunderbarer muß es erscheinen, daß dieses scheinbar völlig normal entwickelte Individuum die Gewohnheit des Fußwanderns erwerben konnte, die einer weit zurückliegenden geologischen Epoche angehört und gegenwärtig nur als spezifisches Merkmal der Degeneration bei einigen durch Inzucht geschwächten kleinen Bergstämme in Neu- Guinea vereinzelt vorkommt. Ich konstatiere hiermit ausdrücklich, daß Herr Klutenpedder noch nie ein Rad bestiegen hat! (Bewegung)

Nach seiner eigenen Aussage ist er schon als Kind zu allerlei Seltsamkeiten geneigt gewesen und hat im reiferen Alter infolge einer unglücklichen Liebe eine Zeit lang Trübsinn gelitten; dies dürfte aber bei dem gänzlichen Mangel an objektiven physikalischen Befunden zur Erklärung des Phänomens schwerlich heranzuziehen sein.“

(Archiv für elektrophysiologische Anthropologie, Jahrgang 1849. Seite 117ff)

Nach längeren streng wissenschaftlichen Ausführungen, die für den Laien ohne Interesse sind, kam Professor Parchow zu dem Schluß, daß man einen Fall von atavistischem Rückschlag vor sich habe, wie er zwar bei Pflanzen, ferner bei Regenwürmern und anderen niederen Tieren nicht selten vorkomme, bei Menschen aber bisher noch nicht beobachtet worden sei.

Dieser Ansicht trat Professor von Drehstuhl, der Direktor einer der größten Irrenanstalten des Kontinents, scharf entgegen. Er tadelte die in neuerer Zeit immer mehr hervortretende Neigung, Verbrechen und Geisteskrankheiten vom anatomisch- entwicklungsgeschichtlichen Standpunkte aus zu erklären und auf atavistische Rückschläge zurückzuführen. Nach seiner festen Überzeugung stelle Herr Klutenpedder einen typischen Fall von primärer Verrücktheit dar; die Ursache sei in einer krankhaften Affektion des lokomotorischen Zentrums zu suchen. Der Mangel an objektiven Befunden spreche durchaus nicht dagegen, sei vielmehr gar nicht selten bei solchen Fällen von Paranoia, die mit Blödsinn zu enden pflegten.- Der bei diesem Anlaß zwischen beiden Forschern begonnene Streit läßt sich durch mehrere Jahrgänge des Archivs für elektrophysiologische Anthropologie verfolgen und wurde schließlich zu Ungunsten Parchows entschieden.

Über das Privatleben Klutenpedders finden sich in der Literatur jener Zeit nur dürftige Angaben. Seine Eltern sollen von normaler Beschaffenheit gewesen sein, sein Großvater von mütterlicher Seite soll sogar bei den Nationalfestspielen einmal den zweiten Radlerpreis errungen haben. Verheiratet war er zweimal, wurde aber von beiden Frauen geschieden, wobei als gestzlicher Scheidungsgrund seine unüberwindliche Abneigung gegen das

Radfahren geltend gemacht wurde. Einige behaupteten, er sei das letzte Mitglied eines Geheimbundes, der unter dem Namen „Rennsteigverein“ gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts gegründet wurde, anfänglich unbehelligt blieb, dann aber auf Grund des Grobenunfugparagraphen verboten wurde, weil sich die Radlervereine durch ihn beunruhigt fühlten. Dieser Bund verehrte einen Dichter Namens Scheffel als Schutzheiligen und verpflichtete seine Mitglieder, alljährlich einmal unter geheimnisvollen Zeremonien den Rennsteig zu durchwandern, einen einsamen Waldweg, der über den Kamm des Thüringer Waldes in seiner ganzen Ausdehnung hinwegführt; es soll sich dabei um eine Art von abergläubischer Naturverehrung gehandelt haben.

Tatsache ist, daß Klutenpedder eines Tages tot auf dem Rennsteig gefunden wurde, und zwar in der Nähe des Dreiherrensteines am großen Weißenberge. Über sein Leichenbegräbnis bringt der „Universal- Normal- Anzeiger für Hildburghausen“ in der Nummer vom 12. September 1960 einen Bericht, den wir teilweise wiedergeben.

„Der Leichenzug gestaltete sich zu einer großartigen Kundgebung, an der fast die gesamte erwachsene Bevölkerung unserer Stadt teilnahm. War der Verstorbene doch als letzter Vertreter einer schon längst dahingegangenen Menschenklasse in den weitesten Kreisen bekannt und außerdem wegen seines biederen, freundlichen Wesen allgemein beliebt. Den Leichenzug eröffnete die Militärmusik auf sechs achtsitzigen Tandems; sie spielte den Chopinschen Trauermarsch. Es folgte der überreich mit Blumen geschmückte Sarg auf zwei von vier Trauermarschällen gesteuerten Viersitzern und zwei Geistliche auf versilberten Elektrics. Ihnen schloß sich ein unübersehbares Leichengefolge an; darunter bemerkten wir viele Trauerräder mit schwarz lackierter Pneumatik und umflorten Lenkstangen.-

Es waren eigenartige Empfindungen, die der Anblick des endlosen Zuges in uns erweckte; so mag man wohl auch in alter Zeit die letzte Personenpost und die letzte Dampfeisenbahn mit wehmütiger Teilnahme begleitet haben. Und wenn wir als Angehörige eines erleuchteten Jahrhunderts auch mit Stolz zurückschauen auf eine Zeit, wo sich ein großer Teil der Menschheit auf seinen Berufs- und Spazierwegen mit der lächerlich geringen Geschwindigkeit von 1,2 Meter in der Sekunde begnügen mußte, so will es uns in stillen Augenblicken doch zuweilen scheinen, als ob die Menschen damals zufriedener und glücklicher gelebt hätten. Unaufhaltsam rollt das Zweirad der Geschichte durch die Jahrhunderte; schärfer und heißer wird von Jahr zu Jahr der Kampf ums Dasein. Nun ist auch er dahingegangen, der letzte Zeuge eines idyllischen Zeitalters, er, der letzte Fußwanderer! Leicht sei ihm die Erde, die sein Fuß mit solcher Ausdauer betrat.“

 

22. April

Jahreshauptsippung des Rennsteigvereins 1896 e.V. Steinbach am Wald

Dieses Jahr fand die Hauptsippung des Vereins in Steinbach am Wald in Oberfranken statt. Die hiesige Ortsgruppe unter der Leitung von Peter Kielow wurde mit der Vorbereitung und Durchführung beauftragt. Austragungsort war der Pfarrsaal der katholischen St. Heinrichskirche in der Nähe des Rennsteiges.

Neben den obligatorischen Berichten, war der Stand der Vorbereitungen zum Deutschen Wandertag vom 26. bis 31.07.2017 in Eisenach Schwerpunktthema der Sippung. Dabei wurden die anwesenden Mitglieder gebeten, sich bei der Durchführung der verschiedenen Veranstaltungen in Eisenach rege  zu beteiligen. Gesucht werden noch Helfer für verschiedene Aufgaben.

Als Gäste waren der Kronacher Landrat, selbst einmal Bürgermeister von Steinbach am Wald und der neue Bürgermeister der Rennsteiggemeinde anwesend. In ihren Grußworten betonten sie die Bedeutung des Rennsteig-vereins für die Region.

Ausgezeichnet für besondere Verdienste wurden Peter Kielow mit der silbernen und Lutz Hähner mit der goldenen Ehrennadel des Rennsteigvereins.

Am 07.04.2018 soll im Suhler Michelhotel die nächste Jahreshauptsippung stattfinden.

 

 

Bilder aus dem Versammlungssaal

von links nach rechts: Bürgermeister von Steinbach am Wald, Lutz Hähner, Landrat von Kronach, Peter Kielow, Kurt Enzi

 

Sonderplakette und Sonderstempel vom Rennsteigverein 1896 e. V. für den 117. DWT in Eisenach

Gerd und Margita Betzold von der Ortsgruppe Hainich-Rennstieg haben einen Button vom Rennsteigverein für den Deutschen Wandertag gestaltet. Bei seinem Entwurf hat sich Gerd am Wandertagsabzeichen vom DWT 1936 in Eisenach orientiert.  

                      

Thüringen – das Grüne Herz Deutschlands – wird von der Wartburg bekrönt.  Der Button, der keine Wandertagsplakette ist, soll eine schöne Erinnerung an den 117. DWT sein und kann für 1,50 € erworben werden. Der Erlös kommt dem Rennsteigverein zugute und dient zur Finanzierung des Deutschen Wandertages.

Der Button kann an unserem Stand auf der Tourismusmeile und im Ausstellungsraum im Rathaus von unseren Ortsgruppen und unseren Wanderführern bei ihren Wanderungen an die Teilnehmer veräußert werden. Bestellungen von Ortsgruppen und Wanderführern sind an Margita Betzold zu richten.                                          

Tel. 036028/36031, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Anlässlich des 117. Deutschen Wandertages in Eisenach gibt es vom Rennsteigverein 1896 e.V.diesen Sonderstempel.

Lutz Hähner,   stellvertretender Fürsteher